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Was steckt hinter «Loud Quitting»?

Veröffentlicht am 22.06.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Mit «Loud Quitting» geistert seit einigen Monaten ein neuer Trend durch die Arbeitswelt. Das Thema erreicht nun auch die Schweiz. Arbeitgeber zeigen sich verunsichert, und HR-Leute warnen davor. Doch was genau ist «Loud Quitting», und wer macht das?
Laut Kündigen: Viel Lärm oder nur schlechtes Benehmen?

«Loud Quitting» ist der englische Ausdruck für eine Strategie einiger Arbeitnehmer, um durch das
Androhen einer Kündigung bessere Arbeitsbedingungen zu erwirken. Konkret geht's um mehr Lohn, eine Beförderung oder andere Jobvorteile. Eine ernste Kündigungsabsicht steckt meist nicht dahinter. Die Kündigung wird bloss als Druckmittel eingesetzt, um die Vorgesetzten zum Einlenken zu bewegen. Das allein ist eigentlich ein alter Hut. Das gab's auch früher.

Doch das Besondere oder Neue an der Vorgehensweise jener Arbeitnehmer ist jetzt, dass sie den Akt quasi lauthals via soziale Medien als Video oder Livestream in die Welt tragen. So erheischen sie für sich ein Maximum an Aufmerksamkeit. Ihre Follower mögen es meist auch, und es gibt natürlich Nachahmer. Das Benehmen an sich und der Stil bleiben sicherlich diskutabel. Von Diskretion und Takt ist keine Rede mehr. Selbst von «Radau» oder gar «Krawall» am Arbeitsplatz sprechen in dem Zusammenhang einige Journalisten.

Zum Ursprung von «Loud Quitting» und «#Quittok»

Wissenschaftlich erforscht ist das Phänomen des «Loud Quitting» keineswegs. Ebenso wenig ist es
ein anerkannter Fachbegriff. In der deutschen Sprache gibt es bislang keinen adäquaten Ausdruck, um diese Erscheinung zu benennen. Daher wird meist die englische Bezeichnung übernommen oder behelfsmässig wörtlich übersetzt mit «Laute Kündigung» oder «Lärmend Kündigen».

Wann genau jemand erstmals ein «Loud Quitting» veranstaltete, ist noch nicht eruiert worden. Die mediale Aufmerksamkeit lässt sich erst bis ins Jahr 2022 zurückverfolgen. Im angelsächsischen Raum, vorab in den USA, hat sich «Loud Quitting» vornehmlich unter Angestellten unter 40 Jahren verbreitet. Dazu zählen die jüngeren Millennials und die Generation Z, also vorwiegend die nach
1990 Geborenen.

Der Akt des «Loud Quitting» ist nicht zu verwechseln mit der Bewegung des «#Quittok». Die
«#Quittokker» sind Leute, die sich filmen, während sie kündigen oder die Kündigung verschicken. Dabei lassen die Leute ihren Emotionen freien Lauf. Es handelt sich um Minivideos von meist nur wenigen Sekunden Länge. Vorrangig sind sie auf der chinesischen Online-Plattform TikTok zu finden. Einige der Filmchen stossen offenbar derart auf Interesse, dass sie millionenfache Aufrufe erzielen.

Vom Nachmachen wird abgeraten

Personalfachleute warnen vor «Loud Quitting» und empfehlen eine konziliantere Gangart ins Chefbüro. Wer also für mehr Lohn mit Kündigung droht, sollte zumindest sehr gute Karten haben und seinen Nutzen fürs Unternehmen bestens einschätzen können. Diese Taktik erfordert Geschick und hat am ehesten Erfolg, wenn es sich um hochspezialisiertes Fachpersonal handelt. Daher finden sich wohl die meisten «Loud Quitter» bisher in der Tech-Branche.

Anderswo kann man es glatt vergessen, mit «Loud Quitting» durchzukommen. Galoppierende Teuerung und Reallohnverlust hin oder her. Wer im Supermarkt arbeitet oder in der Kantine, wird kaum mit TikTok-Videos in die Offensive gehen und mehr Lohn fordern. So gerechtfertigt es ihnen erscheinen mag.