Welche Strategien sind bei Entschuldigungen im Beruf zielführend?
Veröffentlicht am 02.05.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Es ist nicht einfach, einen Fehler einzugestehen. Es ist aber auch nicht einfach, eine Entschuldigung anzunehmen. Im Idealfall führt eine Entschuldigung im beruflichen Kontext bei allen Beteiligten zu neuen Erkenntnissen.
Wer aus Fehlern lernt, hat schon gewonnen
Es heisst nicht umsonst: Fehler sind menschlich. Wer dieses Motto beherzigt, sieht falsche Entscheidungen und Missgeschicke in einem anderen Licht. Es kommt allerdings darauf an, dass die richtigen Lehren aus Fehlern gezogen werden. Wird dies nicht getan, ist ein Fehler einfach nur lästig und bringt ein Team nicht voran.
Doch selbst wenn Fehler menschlich und dadurch nicht gänzlich unvermeidbar sind, sollte man sich bei allen, die es betrifft, in angemessener Form entschuldigen. Bei gravierenden Fehlern ist ein kurzes «Sorry» nicht angebracht, sondern es bedarf dann deutlich mehr Worte.
Wenn Sie als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter etwas falsch gemacht haben, erklären Sie dies am besten in einem persönlichen Gespräch und nicht am Telefon oder in einer E-Mail. Allerdings bedeutet das nicht, dass eine Entschuldigung auch angenommen wird. Leider sind viele Menschen sehr nachsichtig, wenn es um ihr eigenes Fehlverhalten geht und erwarten hingegen bei anderen Menschen fehlerfreie Ergebnisse.
Es ist für jedes Unternehmen sinnvoll, eine professionelle Fehlerkultur zu etablieren
Führungskräfte sollten in einem ersten Schritt die Transparenz und Offenheit der Beschäftigten, die sich bei ihnen entschuldigen, würdigen. Es gehört nämlich viel Mut dazu, Fehler zuzugeben. Und wer zu seinen Fehlern steht, nützt einem Betrieb mehr als jemand, der aus Angst vor negativen Reaktionen grössere und kleine Fehler vertuschen möchte.
Seien Sie in einem schwierigen Gespräch also empathisch und rücksichtsvoll. Gerade bei schwierigen Meetings, in denen es um Misserfolge und falsche Entscheidungen geht, ist es wichtig, dass Sie sich auf Ihr Gegenüber einlassen und Floskeln vermeiden. Eine ruhige Umgebung ist dabei von grosser Bedeutung. Dazu gehört, dass Smartphones nicht im Blickfeld - und vor allem auch nicht hörbar - sein sollen.
Wichtig es auf jeden Fall, dass die Emotionen auf beiden Seiten nicht überhandnehmen und ein rationaler Blick auf das Geschehen möglich bleibt. Akzeptieren Sie als Führungskraft eine Entschuldigung, wenn sie ehrlich gemeint ist und Lösungsansätze für das weitere Arbeiten liefert.
Unterschiedliche Strategien introvertierter und extrovertierter Mitarbeitenden
Eher stille Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden häufig unterschätzt - auch beim Thema Entschuldigungen. Es kann vorkommen, dass eine kurze Entschuldigung eines introvertierten Mitarbeiters anders eingeschätzt wird als eine emotional dargebotene wortreiche Entschuldigung.
Die Tatsache, ob ein Fehler entschuldigt wird oder nicht, ist manchmal im Kommunikationsverhalten begründet. Dies sollten Führungskräfte berücksichtigen und vor allem stilleren, sensiblen Angestellten die Angst vor dem Versagen nehmen. Häufig sind es nämlich gerade die ruhigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich Fehler sehr zu Herzen nehmen und denen es schwerfällt, sich selbst einen Fehler - ob klein oder gross - zu verzeihen.
Häufig benötigen diese Beschäftigten sogar für Routineaufgaben sehr viel Zeit, da sie Angst haben, ungenau zu arbeiten und etwas zu übersehen. Führungskräfte haben im Sinne des Unternehmens die Aufgabe, diesen Mitarbeitenden das Gefühl zu vermitteln, dass Fehler zwar nicht erwünscht, aber dennoch keine Katastrophe sind.